Shanghai. Im Zug zum Flughafen Hongkong saßen hinter mir zwei Chinesen, dahinter ein Amerikaner, alle am Telefon und laut. Irgendwann verstand ich den Amerikaner: „Could you say that again? I can’t understand you. Chinese are always so loud!“ Ach ja, das war eines der Klischees: Chinesen sind immer so laut. Schreien auf der Straße, schreien ins Telefon. Stimmt das also? Irgendwie erinnere ich mich hier immer an Italien – die Architektur in Shanghai, und auch dieses Vorurteil. Denn die Italiener sind allgemein auch sehr laut, und besonders im Bus hängen alle an ihrem Telefon und man kann sich kaum unterhalten. Wenn jetzt also „die Chinesen“ pauschal als „laut“ charakterisiert werden, ist das (proto-)rassistisch, jawoll! Mit diesem Urteil fühlte ich mich sehr progressiv, bis mein Gastgeber in Shanghai genau das auch sagte: Ja, besonders beim Telefonieren seien die Chinesen laut, aber das habe auch seinen Grund. Denn in Mandarin ist die Betonung der Silben wichtig und kann den Sinn des Wortes vollkommen verändern, je nachdem, ob die Stimme nach oben oder nach unten geht oder gleich bleibt. Im persönlichen Gespräch sei das einfacher zu kommunizieren, weil man sich gegenübersteht und, eben, alles gut hört. Deswegen ist es gerade auch am Telefon wichtig, sich klar verständlich zu machen, damit alles richtig verstandne wird. Also schreien Chinesen.
immer nach westen
Ich reise um die Welt. Das war zunächst nur als ausgedehnte USA-Tour geplant, verselbständigte sich aber zur Weltreise, als mir bewusst wurde, dass es von Hawaii aus (wo zwei New Yorker Freunde hingezogen sind) egal ist, ob man links oder rechts rum zurück nach Europa fliegt. Also entschied ich spontan: Immer nach Westen! (bzw. fast immer, kleine Schlenker sind erlaubt…)